
Kann man so stehen lassen. Oder ich erzähle ein wenig von meinen Gedanken, die in dieses Bild geflossen sind.
In der Geschichte Großbritanniens spielte der Feenglaube eine bedeutende Rolle in der Folklore und der kulturellen Identität, während der Aufstieg des Christentums eine tiefgreifende Veränderung in der spirituellen Landschaft mit sich brachte.
Die Fee, ein Symbol für die alten, magischen Überzeugungen, stellt hier die letzten Überreste des Feenglaubens dar.
Sie tritt zögerlich in die Kirche ein– ein Ort, der für den neuen Glauben steht. Alte Traditionen und Mythen verschwinden nicht einfach , sondern integrieren sich (zunächst) in neue Glaubenssysteme.
Das Bild ist eine Einladung, über den Wandel von Glaubenssystemen nachzudenken und darüber, wie alte Mythen und neue Überzeugungen miteinander verwoben sind. Es zeigt, dass der Übergang von einem Glauben zum anderen nicht immer klar und eindeutig ist, sondern oft von Magie und Mystik begleitet wird.
Der Übergang vom Feenglauben zum Christentum kann auch als Spiegelbild der politischen Veränderungen in Großbritannien betrachtet werden, insbesondere in Bezug auf Machtstrukturen, soziale Normen und kulturelle Identität.
Historisch gesehen war der Feenglaube oft eng mit lokalen Traditionen und Gemeinschaften verbunden, die in einer Zeit existierten, als die politische Macht dezentralisiert war. Mit der Etablierung des Christentums und der damit verbundenen Kirchenhierarchie kam es zu einer Zentralisierung der religiösen und politischen Macht. Die Kirche wurde nicht nur zu einem spirituellen Zentrum, sondern auch zu einem Instrument der politischen Kontrolle und Einflussnahme.
Die Fee, die in die Kirche eintritt, können wir somit auch als Symbol für den Widerstand gegen diese Zentralisierung und die damit verbundenen politischen Veränderungen sehen. Sie könnte die alten, autonomen Glaubenssysteme repräsentieren, die durch die aufkommende politische Ordnung und die damit verbundenen religiösen Dogmen herausgefordert werden. Diese Spannung zwischen dem alten Glauben und der neuen Ordnung spiegelt sich möglicherweise in den sozialen und politischen Konflikten wider, die in dieser Zeit auftraten.
Darüber hinaus könnte das Bild auch die Frage aufwerfen, wie Religion und Politik miteinander verflochten sind und wie Glaubenssysteme als Werkzeuge zur Legitimation politischer Macht genutzt werden. Die Fee könnte somit auch die Idee verkörpern, dass trotz der politischen und religiösen Veränderungen die Sehnsucht nach dem Magischen und dem Übernatürlichen in der menschlichen Natur verbleibt.
Wer sich für diese spezielle Thematik interessiert, dem möchte ich gern das Buch „The Cooper´s Wife is missing“ (nur in englischer Sprache verfügbar) ans Herz legen. Der Fokus liegt zwar auf dem sehr speziellen Fall der Bridget Cleary, welche im Jahr 1895 von ihrem Ehemann ermordet wurde, weil er glaubte, sie sei eine Fee, beleuchtet aber die Bedeutung des britischen Feenglaubens und dessen Ablösung sowohl durch den christlichen Glauben als auch die Aufklärung.
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